Don’t miss the magic! Geheimnisvolle Übergangsrituale

Das Mädchen wartete nun schon seit Monaten. 

Jeden Abend, wenn sich die Dämmerung über den Dschungel legte, spürte es, wie seine Haut vibrierte. Es war aufgeregt, so aufgeregt wie damals, als der große Tanz angestanden hatte und das ganze Dorf gefeiert hatte.

Es lag etwas in der Luft, und es wusste, dass es dieses Mal alleine um es selber ging.

Das Mädchen wusste es, weil seine ältere Schwester in ihrem Alter gewesen war, als diese eines Abends mit ihrem Vater aufbrach. Es hatte noch gesehen, wie seine Mutter der Schwester schwarze Striche auf die Wangen gemalt hatte. 

eine Frau umarmt ein Mädchen

Es ging wohl Richtung Fluss, aber wohin genau seine Schwester mit dem Vater gegangen war, das hatte es nicht erfahren. Seine Schwester erzählte nie davon, und obwohl das Mädchen neugierig war, spürte es, dass es nicht fragen sollte.

Es hatte nur gemerkt, dass sich seine Schwester seit jener Nacht verändert hatte. Sie ging irgendwie aufrechter und statt eines blauen Stirnbandes trug sie nun ein rotes.

Und dann kam der besagte Abend. Die Mutter holte das Mädchen ans Feuer. Mit einer schnellen Handbewegung malte sie ihrer Tochter schwarze Striche auf die Wangen. 

Das Mädchen roch den Ruß und wusste, dass es nun losging. Da trat schon der Vater an die Feuerstelle und lud es ein, ihm zu folgen. Es sah, dass er einen Beutel über der Schulter trug. 

Ein Gang mit ihrem Vater? Es konnte sich nicht daran erinnern, wann es das letzte Mal nur mit ihm unterwegs gewesen war. Es versuchte, mit ihm Schritt zu halten und fühlte sich wichtig.

zwei Boote am Ufer

Sie traten an das Flussufer, an die Stelle, an der die Boote lagen. Der Vater band sein Boot los, hob das Mädchen über den Bootsrand und stieg hinterher. Mit ruhigen Ruderschlägen führte er das Boot über das dunkle Wasser. 

Die ersten Sterne legten sich auf den Himmel, als sie am anderen Ufer ankamen. Es war ruhig um sie herum geworden. Das Mädchen hörte sich selber atmen. Es war nun wieder aufgeregt, es war noch nie zuvor hier gewesen. 

Vater und Tochter stiegen aus dem Boot und stapften durch das Gras den Uferhang hinauf. Trotz der Schwärze erkannte das Mädchen die Umrisse eines Baumes. Er war riesig. Der Vater ging voran und wies sie dann an, sich mit ihm unter den Baum zu setzen. 

Das Mädchen spürte die Rinde an seinem Rücken. Es war hellwach. Und plötzlich begann der Vater zu erzählen. 

Er erzählte davon, wie alt der riesige Baum war, unter dem sie saßen, und was er alles gesehen hatte.

Er erzählte vom Fluss, den sie gerade überquert hatten, und wie er Generation um Generation ernährt hatte.

Er erzählte von einem blauen Vogel, dessen Schwingen so groß wie Palmwedel waren, und nur in ganz besonderen Nächten sein Lied sang.  

Das Mädchen staunte, was der Vater alles wusste und wie gut er erzählen konnte. Es genoss es, seiner tiefen Stimme zu lauschen, und spürte, wie es jetzt behaglich müde wurde. 

Doch was war das? Über ihnen hatte es eine Bewegung gegeben, die es nicht zuordnen konnte, doch ganz eindeutig hatte sich die Luft bewegt.

Es spähte nach oben in die Finsternis, als plötzlich ein Lied ertönte. Es klang wie ein Vogel und doch nicht wie ein Vogel, es waren Töne, die in die tiefsten Tiefen und in die höchsten Höhen gingen. 

Und plötzlich wusste das Mädchen, ohne es zu wissen, dass es der blaue Vogel war, der da direkt über ihren Köpfen sang.

Wie war das möglich, dass er erschien, kurz nachdem der Vater von ihm erzählt hatte? Er, der so selten war und nur in ganz besonderen Nächten sang?

Das Mädchen war voller Fragen und wandte sich dem Vater zu. Der aber schien keineswegs verwundert zu sein. Es sah seine Augen in der Dunkelheit funkeln. 

Er raschelte mit seinem Beutel und dann spürte es, wie er ein Stück Stoff um seine Stirn band. Er strich ihm liebevoll über das Haar und sie blieben noch eine Weile zusammen unter dem Baum sitzen. Der Vogel war davon geflogen.

Das Mädchen wusste, dass alles seine Richtigkeit hatte. Bald würden sie über den Fluss zurückrudern und den Weg zurück ins Dorf laufen. Dort würde es in ihre Hängematte und in tiefe Träume fallen; das rote Stirnband würde es anbehalten, stolz wie es war.

zwei Hände halten eine schwebende Kugel

Ich frage mich manchmal, ob ich dir vorab alles über die Reise durch das Medizinrad erzählen soll. Wissen schafft Vertrauen und du möchtest vielleicht möglichst genau wissen, worauf du dich bei diesem Übergangsritual für deine Wechseljahre einlässt.

Und ja, ich erzähle dir gerne davon und ich möchte dir nichts vorenthalten. 

Doch da ist auch die Stimme in mir, die sagt, dass ich dir nicht alles vorab bis ins letzte Detail schildern möchte.

Denn Übergangsrituale leben auch vom Unerwarteten. Sie entfalten ihre Magie im direkten Erleben. Sie tragen das große Geheimnis in sich, das es selber zu entdecken gilt.

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Dein Übergangsritual für die Wechseljahre